Michael von Grillenberg hat geschrieben:Selbst weitverbreitete Bücher, wie z.B. die von Fred und Liliane Funcken haben nichts mehr mit moderner Wissenschaft zu tun, sondern kopieren einfach die Literatur und den Stand der Wissenschaft des ausgehenden 19. jhdts.
Wie Du siehst habe ich lediglich die Funckens kritisiert, und lediglich angeführt, dass es auch andere populärwissenschaftliche Literatur gibt, die man eher kritisch betrachten muß. Und sie stehen auch nicht in meiner Kritik, sondern in Kritik der Geschichtswissenschaft. Die wichtigsten Kritikpunkte habe ich bereits angegeben. Zu dem Zitat oben sollte ich vielleicht noch dazufügen, dass der Stand der Wissenschaft des 19.jhdts. mittlerweile überholt ist, aber ich dachte das dürfte klar sein.
Konkret geht es mir um das Buch Historische Waffen und Rüstungen : Ritter und Landsknechte vom 8. bis 16. Jahrhundert, Verlag: Bassermann, München, was in der Reenactmentscene häfig als Beleg herangezogen wird. Die anderen Bücher von den beiden kenne ich gar nicht, da mir Seitens meiner Professoren von solchen Büchern abgeraten wurde. Es ist eben aus wissenschaftlicher Sicht kein zitierfähiges Material und eben teilweise Fehlerhaft.
Deren Bücher über Uniformen späterer Epochen, können mit Sicherheit besser sein, dort ist die Quellenlage auch besser und eindeutiger, es ist also eine föllig andere Disziplin als sich mit mittelalterlichen Quellen zu befassen. Sie sind wissenschaftlich gesehen trotzdem nicht zitierfähig. Für Hobbyzwecke aber ausreichend. Nur grade was unsere Zeit angeht, haben die einfach versagt.
Wenn ich z.B. nur mal die Rezensionen bei Amazon zu "Historische Uniformen" anschaue:
"Die fehlenden Quellenangaben im Anhang sind ein Mangel..."
"Ein weiterer Wehmutstropfen sind die manchmal fehlenden Fußnoten."
"Bedauerlicherweise sind im Vergleich im anderen modernen und historischen Uniformwerken viele Fehler festzustellen. Die Texte über die politischen Geschehnisse sind meist recht naiv und wären besser weggelassen worden. Das Buch ist hübsch anzusehen und enthält viele Informationen, die sicher jeder zu schätzen weiß, der gerade beginnt, sich mit der Materie zu beschäftigen. Eine ernstzunehmende Referenz ist das Buch allerdings nicht."
(
http://www.amazon.de/Historische-Unifor ... 3572012244)
Und das sind nur ein paar Auszüge aus unzähligen Rezensionen über ein Buch, dem ich schon eingeräumt habe, das es besser ist als die Werke übers Mittelalter.
Rezensionen zu dem Werk das ich nun konkret kritisiere fallen auch bei Amazon noch schlechter aus:
"Dieses Buch sieht sich als Kompendium der Waffen und Rüstungen des europäischen Mittelalters. In Wirklichkeit schildert es das Mittelalter aus der franco-anglozentristischen Sichtweise des 19. Jahrhunderts.
Die englischen und französischen Truppen werden im Detail behandelt, auch italienische und deutsche Waffen und Rüstungen werden gezeigt.
Die Wikinger, Waräger und Rus werden ausgelassen, und über Ungarn, Polen und Russland wissen die Autoren nur Negatives zu berichten. Sie werfen sie in einen Topf mit den "Orientalen"(Zitat), behaupten das ihre Waffen und Rüstungen identisch mit den türkischen seien, und bescheinigen ihnen schlichtweg eine schlechte Kampfkraft, Moral und Qualität.
Die 2 Seiten, die Osteuropa gewidmet sind, zeigen ein paar fantasievoll erdachte Zeichnungen von ungarischen Husaren und russischen Soldaten in türkischen Rüstungen, und die Texte stecken voller Vorurteile. Fakten habe ich in diesem Teil des Buches keine gefunden.
Das auch der Osten Europas eine reiche mittelalterliche Geschichte hat, wird in diesem Buch vollkommen unterschlagen.
Byzanz, das oströmische Reich, das Westrom um 1000 Jahre überlebte und bis zur Schlacht von Manzikert gegen die Türken die grösste Militärmacht Europas war, existiert für die Autoren praktisch nicht. Seine einzigartige Militärtradition und vielfältigen Rüstungsarten werden komplett ausgelassen.
Wer nur ein Buch mit schönen Zeichnungen von mittelalterlichen Waffen und Rüstungen sucht, die dem Klischee des Mittelalters entsprechen, wie man es von alten Robin Hood-Filmen kennt, der ist mit diesem Buch gut bedient.
Wer allerdings wirklich wissen will, wie die Truppen im Europa des Mittelalters berüstet und bewaffnet waren, welche Kleidung sie trugen, und wie sie kämpften, der sollte sich die Bände aus dem Osprey Verlag zulegen. "
"Da ist es also wieder - ich bin selber Besitzer der älteren Orbis-Ausgabe, doch denke ich, daß diese Neuauflage bei vielen angehenden Reenactoren wieder zu Fehlschlüssen führen wird.
Die Zeichnungen sind schöne, bunte Illustrationen, was meiner Meinung nach das einzig positive an diesem Buch ist - und was vermutlich der Grund für die Neuauflage ist. Im Detail sind sie ungenau und irreführend, es fehlen komplett alle Fund- und Quellenangaben, so daß es nicht möglich ist, den Wahrheitsgehalt der Aussagen bzw. die Genauigkeit der Interpretationen zu verifizieren.
Man sollte bedenken, daß ein Großteil dieses Werkes, der Illustrationen und Theorien eine 1:1 Umsetzung der Studien von Viollet le Duc sind und damit auf dem Stand der waffenhistorischen Forschung vom Ende des letzten Jahrhunderts. Le Duc - einer der Grundväter der modernen, französischen Mittelalterforschung - hat immerhin noch seine Quellen genannt, was hier vollkommen fehlt. Man muß sich nur speziell die Artikel zu Kettenhemden ansehen, um zu sehen, wie weit an dem modernen Wissen dieses Buch vorbei geht.
Wie schon von anderen gesagt ist es immer noch eine gute Quelle für Liverollenspiel und Fantasyillustration (wofür ich es mir damals gekauft habe), doch ist der Kauf jedem ernsthaften Reenactor abzuraten. "
Lediglich die ersten beiden Rezensionen, die ich so wie sie da stehen unterschreiben würde!
(
http://www.amazon.de/Historische-Waffen ... =pd_cp_b_1)